Die Schattenseite des Erfolgs von Autor:innen auf Social Media
In der Welt der Buchbranche sind Autor:innen längst nicht mehr nur hinter den Kulissen tätig. Sie sind Teil einer öffentlichen, oft sehr persönlichen Darstellung ihrer Arbeit, insbesondere in sozialen Netzwerken wie Instagram und TikTok. Doch diese Sichtbarkeit bringt nicht nur Vorteile. Immer häufiger berichten Autor:innen von Mobbing, Shitstorms und negativen Kommentaren, die ihren Arbeitsalltag belasten und in manchen Fällen sogar zu einem Verlust des kreativen Antriebs führen. Mobbing im Zusammenhang mit Social Media stellt eine neue Herausforderung dar, die nicht nur die persönliche Psyche der Betroffenen betrifft, sondern auch die literarische Szene als Ganzes beeinflusst.
Die soziale Medienlandschaft als zweischneidiges Schwert
Social Media hat zweifellos das Potenzial, Autor:innen und ihre Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Plattformen wie Instagram und TikTok bieten die Möglichkeit, direkt mit Leser:innen in Kontakt zu treten, die eigene Marke zu etablieren und die Reichweite erheblich zu steigern. Besonders TikTok hat sich als ein Ort etabliert, an dem Bücher über die „BookTok“-Community massive Aufmerksamkeit erfahren. Doch je mehr Öffentlichkeit, desto größer auch das Risiko, mit negativen Reaktionen konfrontiert zu werden.
Es gibt unzählige Beispiele, in denen Autor:innen durch anonyme Kommentare, aggressive Kritik oder sogar gezielte Desinformation auf diesen Plattformen angegriffen werden. Dieser Mobbing- und Hasswellen-Effekt ist besonders problematisch, da er in einem Raum stattfindet, der in seiner Zugänglichkeit oft die Grenze zwischen öffentlicher und privater Person verwischt.
Formen des Mobbings: Von negativen Kommentaren bis hin zu gezielten Rufschädigungen
Die Formen des Mobbings, die Autor:innen in den sozialen Medien erleben, sind vielfältig:
- Öffentliche Shitstorms: Besonders in der Buch-Community kann eine ungünstige Rezension oder ein missverstandenes Statement zu einem massiven Shitstorm führen. In diesen Fällen werden Autor:innen nicht nur von Einzelpersonen angegriffen, sondern durch eine Welle öffentlicher Verurteilung überflutet. Diese Angriffe können dabei nicht nur die Arbeit, sondern auch die persönliche Identität der betroffenen Person in Frage stellen.
- Toxische Kritik und persönliche Angriffe: Oft richtet sich die Kritik nicht mehr auf die Inhalte eines Buches, sondern geht auf die Person selbst. Vor allem, wenn Autor:innen kontroverse Themen ansprechen oder ihre Werke von etablierten Normen abweichen, können sie auf sehr persönliche Weise angegriffen werden. Der Hass kann sich dabei auf ihr Aussehen, ihre Herkunft oder sogar ihre Persönlichkeit beziehen.
- Anonyme Diffamierung: In sozialen Netzwerken ist es einfach, anonym zu bleiben, was zu einem zunehmenden Problem führt: Menschen können auf Social Media gezielt Gerüchte streuen oder Autor:innen falsch darstellen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese Art der Diffamierung ist besonders schädlich, da sie den Ruf der betroffenen Person nachhaltig schädigen kann.
Auswirkungen von Mobbing auf die Autor:innen und das Schaffen
Die psychischen Auswirkungen von Mobbing sind gravierend und können weitreichende Folgen für die betroffenen Autor:innen haben. Dazu gehören:
- Angstzustände und Stress: Das ständige Gefühl, beobachtet und bewertet zu werden, führt zu einem Zustand ständiger Anspannung. Für viele ist dies besonders belastend, da sie mit der Angst kämpfen, die Kontrolle über ihre öffentliche Wahrnehmung zu verlieren.
- Kreativitätsblockaden: Ein weiteres ernstes Problem, das mit Mobbing einhergeht, ist eine Blockade des kreativen Prozesses. Wenn Autor:innen sich ständig der Gefahr von Kritik oder Mobbing ausgesetzt fühlen, kann dies ihre Motivation und Kreativität hemmen. Sie neigen dazu, ihre Arbeit mehr durch die Brille der äußeren Wahrnehmung zu betrachten, statt aus einer freien, künstlerischen Perspektive zu schreiben.
- Isolation und Rückzug: Viele betroffene Autor:innen ziehen sich aus der öffentlichen Arena zurück, was nicht nur ihre Karriere beeinträchtigen kann, sondern auch ihr persönliches Wohlbefinden. Isolation und Rückzug aus sozialen Medien sind oft eine Schutzmaßnahme, um sich vor weiterem Mobbing zu bewahren.
Die Verantwortung von Leser:innen, Verlagen und Social-Media-Plattformen
Um Mobbing in der Buchcommunity entgegenzuwirken, sind nicht nur die betroffenen Autor:innen gefragt, sondern auch die Leser:innen, die Verlage und die Plattformen selbst. Jeder kann einen Beitrag leisten, um ein respektvolles und konstruktives Klima zu schaffen:
- Leser:innen sollten sich bewusst machen, dass ihre Worte Gewicht haben. Kritik kann sachlich und respektvoll geäußert werden, ohne die Person hinter dem Werk zu verletzen. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen konstruktiver Kritik und destruktiven, persönlichen Angriffen zu verstehen.
- Verlage spielen eine wichtige Rolle, indem sie ihre Autor:innen nicht nur mit professioneller Unterstützung beim Umgang mit Kritik und Mobbing versorgen, sondern auch klare Richtlinien für den Umgang mit Online-Bashing entwickeln sollten.
- Social-Media-Plattformen müssen Maßnahmen ergreifen, um Mobbing und Belästigung zu verhindern. Funktionen zur Meldung von missbräuchlichem Verhalten und stärkere Moderation könnten helfen, die toxische Atmosphäre auf diesen Plattformen einzudämmen.
Fazit: Ein Appell an Respekt und Verantwortung
Es ist dringend erforderlich, dass wir als Gesellschaft eine Kultur des Respekts und der Rücksichtnahme aufbauen – sowohl im realen Leben als auch in den sozialen Medien. Autor:innen sind keine anonymen Figuren im Hintergrund; sie sind Menschen, die ihre Zeit, Energie und Leidenschaft in ihre Arbeit investieren. Es ist nicht hinnehmbar, dass diese Menschen aufgrund von Hass und Mobbing unter psychischen Belastungen leiden müssen.
Es liegt an uns allen, eine Umgebung zu schaffen, in der Kunst und Literatur gefeiert werden, statt sie zu zerstören. Kritische Auseinandersetzungen sind wichtig, doch sie sollten niemals auf Kosten des Wohlbefindens der Schaffenden gehen. Respekt in digitaler Kommunikation ist der Schlüssel zu einer gesunden und produktiven Buchcommunity, in der Autor:innen sich sicher fühlen und ihre Kreativität frei entfalten können.